🎓 Depressiv und alleingelassen, dieses LebensgefĂĽhl kennen schon viel zu viele. Es ist das LebensgefĂĽhl das durch unsere neuen Kommunikationstechniken gerade in den letzten 15 Jahren gefördert wurde. Internetplattformen fĂĽr Spiele und Netzwerke lenken unser BedĂĽrfnis nach sozialer Interaktion in eine „virtuelle“ Welt. Unsere natĂĽrlichen Sinne werden immer weniger angesprochen und gefordert. Der menschliche Reifungsprozess als soziales, spirituelles und emotionales Mitglied unserer Gesellschaft verlagert sich zugunsten einer irrealen, virtuellen egoistischen Perspektive. Dies ist ein weiterer Aspekt einer tiefgreifenden Entfremdung.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) schätzt, dass bis zu 15 Prozent der Bevölkerung an psychischen Problemen leidet. Tatsächlich ist in den meisten Ländern der Selbstmord die zweit- oder dritthäufigste Todesursache für junge Menschen. Und mit zunehmendem Alter der Bevölkerung wird sich die Demenzrate in den kommenden Jahrzehnten verdreifachen. Darüber hinaus ist es vor allem in armen Ländern schwierig, Zugang zu den Dienstleistungen qualifizierter Psychologen und Psychiatern zu bekommen.
Maschinelles Lernen soll bei der Bewältigung von immer mehr psychischer Störungen und Depressionen helfen. Damit nicht genug, wir könnten unsere Gesundheit mit Smartphones und mobilen Sensoren ĂĽberwachen und die gesammelten Daten per Deep Learning analysieren lassen. Viele dieser Techniken können jetzt schon, Menschen mit einer Neigung zu Depressionen oder auf eine bipolare Störung hinweisende Stimmungswechsel zu erkennen. Die kĂĽnstliche „Intelligenz“ (KI) wird zu einem bedeutsamen Faktor in der Psychiatrie und eine neue Herausforderung fĂĽr Therapeuten.
Selbstverständlich sollen bei all diesen Veränderungen ein menschlicher Psychiater die Schlüsselrolle spielen. Aber die Praxis schaut anders aus, der nächste App-Store liegt nur wenige Klicks weit weg. So werden viele Betroffene den Weg zum Arzt, Psychiater oder Psychologen scheuen und eher versuchen sich selbst zu therapieren.
â–·Da ist z.B. das App ARYA, die Presse wird wie folgt zitiert:
„Diese Selbstbeobachtung ist fĂĽr Patienten wie auch Therapeuten sehr wichtig, denn so bekommen sie einen guten Ăśberblick ĂĽber den Verlauf der Depression.“ (TAZ)
„Endlich bequem nachverfolgen können, ob sich bestimmte Muster in ihrem Leben ständig wiederholen“ (Kultur-Kreativpiloten Magazin)
„Smarte UnterstĂĽtzung bei psychischen Störungen. Arya, der Therapiehelfer“ (Psychologie Heute)
â–· Die APP Daylio wirbt selber:
Mit „Daylio“ können Sie täglich Ihre Stimmung und Aktivitäten festhalten. Das Notieren täglicher Routinen, kann dabei helfen, sich langsam gesunde VerhaltensÂweisen anzueignen – von Yoga ĂĽber EntspannungsÂĂĽbungen bis hin zu täglichem Sport und gesunder Ernährung. Das alles zahlt sich fĂĽr Ihr psychisches Befinden aus. All Ihre Einträge werden im Kalender festgehalten und können in Form von Statistiken abgerufen werden …
â–· Mit der App Happify:
Die Kontrolle ĂĽber die eigenen GefĂĽhle behalten, egal wie diese gerade aussehen: Trauer, Wut oder Freude – dabei hilft „Happify“. Denn bei psychischen Erkrankungen ist es wichtig, sich bewusst ĂĽber die eigenen GefĂĽhle zu sein und Emotionen anzunehmen. Emotionen nicht nur bewusst wahrzunehmen, sondern auch positiv zu beeinflussen …
â–· Die App Headspace verspricht:
Dass Sie durch die Nutzung von Headspace den Stress weniger an sich heranlassen und sich ausgeglichener und wacher fĂĽhlen werden. AuĂźerdem werden Sie sich besser auf die Dinge konzentrieren können, die im Alltag und im Leben wirklich wichtig sind …
â–· Im Internet finden Sie das iFightDepression Tool mit dem Angebot:
Sie sind von einer leichteren Depression betroffen? Sie wollen selbst etwas unternehmen, um aus der Depression herauszukommen? Dann ist das iFightDepression Tool eine Möglichkeit für Sie, sich über Ihre Erkrankung zu informieren und aktiv an der Genesung zu beteiligen. Das iFightDepression Tool ist ein internetbasiertes und begleitetes Selbstmanagement-Programm für Erwachsene und Jugendliche ab 15 Jahren.
Weitere Apps und Informationen dazu finden Sie im Link am Ende dieses Artikels.
Ich werde an dieser Stelle die vorgenannten Apps nicht bewerten, sondern ganz klar darauf hinweisen, dass dieser Weg geradewegs in ein Paradoxon fĂĽhrt.
Diese Apps werden die Depression auf Dauer in der Mitte der Gesellschaft etablieren und stärken.
Ein depressiver Zustand wird zunehmend als „normal“ empfunden.
Das Handy oder der PC ist für viele Anwender zur wichtigsten Kommunikationszentrale geworden. Doch statt miteinander zu leben und zu agieren entfremden wir uns in der virtuellen Interaktion von uns selbst und unserer Mitwelt. Es wird immer schwieriger oder gar nicht mehr notwendig sein, reale Kontakte zu pflegen und auszuhalten. Wichtige Sozialkompetenzen können nicht erlernt und erlebt werden.
Was bleibt, ist das Gefühl zunehmender Leere und Sinnentleerung (depressiv) mit der Tendenz zu einer unterschwelligen Aggressivität. Das Handy ist somit auch ein Instrument einer zunehmenden Entfremdung. Wenn der Gebrauch dieses Kommunikations-Werkzeug unser zwischenmenschliches Interagieren dominiert oder zur Sucht wird ist es eine ganz reale Gefahr. Im Kontext einer stetig wachsenden globalen Daten-Infrastruktur wird diese Sucht zu einer zunehmenden gesundheitlichen Gefahr für das Individuum und eine große Belastung für unsere Gesellschaft insgesamt.
Der Datenhunger und die Struktur des Internets gewährt keinen wirklichen Datenschutz. Irgendwann kommen die besten Sicherungstechniken zu Fall. So gelangen Deine intimen und hochsensiblen Daten, samt Timeline, ins weltweite Netz. Jeder kann dann sehen, wie es Dir geht, was Du denkst oder schreibst, wen oder was Du liebst oder meidest und Deine Krankengeschichte nachvollziehen.
Alle Deine Ängst und Sorgen, Irrungen und Verwirrungen werden öffentlich. Diese Informationen werden zum Bashing oder Stigmatisierung völlig ausreichen und sind auf jeden Fall ein gefundenes Fressen für Versicherungen und Behörden. Die kommerzielle Ausbeutung Deiner Befindlichkeit ist geradezu garantiert. Hier werden massiv Grundrechte unserer Gesellschaft verletzt.
Wir brauchen ein Rückführung und Besinnung auf ein souveränes Denken. Eine Denkkultur die die Souveränität des Individuums achtet und reale Zuwendung in einer analogen Welt erlebbar macht. Eine ganzheitliches Lebensführung in der Berührung und Belohnung, körperliche Teilnahme und Interaktion wieder selbstverständlich gelebt werden. Der Mensch muss sich wieder beheimaten und geborgen fühlen, geborgen in einer Familie und zufrieden mit sich selber. Einer jedweden Depression muss der Nährboden entzogen werden.
8 Apps fĂĽr Menschen mit Depressionen
Depressiv? Ist Dein Handy ein Fluch oder Segen?
Depressiv? Fluch oder Segen des Handys. Können Apps helfen?